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Lebenslange Renten bei der Altersversorgung

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Die gute Nachricht kommt meist einige Monate vorher und kündigt ein freudiges finanzielles Ereignis an: Die in jungen Jahren abgeschlossene Lebensversicherung wird fällig. Und dann? Sofern die Ablaufleistung nicht fest verplant oder womöglich für eine Finanzierung abgetreten ist, sind die meisten Menschen ratlos, was sie in Zeiten von Niedrigzinsen, zu teuren Immobilien, “bösen” Aktienfonds und allerlei suspekter Anlagen in Rohstoffen oder Tropenholz mit dem vielen Geld machen sollen. Und jetzt schlägt die Stunde des Versicherungsvertreters, der mit dem hauseigenen Vorschlag kommt, das Kapital doch einfach beim Versicherungskonzern zu lassen. Im Gegenzug übernimmt der Versicherer die große Last der Leibrente bzw. “lebenslangen Rente” in bestimmter Höhe. Einfacher, weil nicht abwählbar, aber nicht unbedingt besser ist es bei staatlich geförderten Vorsorgesystemen, die langsam aber zunehmend mehr Bedeutung haben dürften: Die Rürup-Rente kennt allein eine Leibrente. Es gibt kein Kapitalwahlrecht. Und bei Riester-Verträgen und Direktversicherungen sind die Wahlmöglichkeiten stark eingeschränkt oder nachsteuerlich wenig charmant.

 

Versüßt wird die vermeintlich sichere Verlockung regelmäßig mit allerlei mehr oder weniger interessanten “Dreingaben” wie Pflegezusatzbausteinen, Kapitalentnahmemöglichkeiten auch während der Rentenlaufzeit, höheren Zusatzrenten für Raucher oder Kranke, so genannten “harten Umrechnungsfaktoren ohne Treuhänderklausel” und / oder  Vererbungsgestaltungen an die Kindeskinder.

 

Konkret sieht es häufig so aus, dass die Monatsrente des Versicherer inklusive nicht garantierter Überschüsse mit z.B. 45,- EUR Monatsrente je 10.000,- EUR Kapital kalkuliert wird. Das wäre der zuvor bereits beschriebene “Umrechnungsfaktor”. Hier nun einige Tipps, worauf ein guter Berater unbedingt zu sprechen kommen sollte:

  1. Technisch handelt es sich womöglich um provisionspflichtige Einmalbeitragsversicherungen. Das bedeutet, dass erneut hohe Abschlusskosten zum Tragen kommen, obwohl das Geld dem Augenschein nach ja im Hause des Versicherers bleibt. Darin liegt dann auch das berechtigte wirtschaftliche Interesse des Vermittlers auf Provisionsbasis.
  2. Der vorzeitige Todesfall sollte nicht zum Nachteil des Rentenempfängers geregelt werden. Leider kommt es immer wieder vor, dass optisch bessere Renten durch schlechte Leistungen im Todesfall erkauft werden wie z.B. durch zu kurze Rentengarantiezeiten.
  3. Rente heißt Rente. Gibt es dennoch Entnahmemöglichkeiten? In welcher Form? Wie hoch sind die Kosten dafür?
  4. Die Überschüsse des Versicherers sind bekanntlich fragil. Darüber hinaus sind die kalkulierte Lebenserwartung und die Kosten des Versicherers für die Rentenhöhe wichtig. Wie hart ist der Umrechnungsfaktor wirklich? Was sagen die Bedingungen?
  5. Nicht nur auf die erste Rente schauen! Wenn ich den Rentenverlauf im Zeitablauf konstant lasse, sind die ersten Renten höher, als wenn  die Rente von Jahr zu Jahr ansteigt. Das kann Augenwischerei sein.
  6. Was bedeuten 45,- EUR je 10.000,- Kapital mathematisch? Rechenbeispiel: Bei nur 1,5% Zinsen müssen die 45,- EUR sage und schreibe 260 Monate gezahlt werden, damit wenigstens das eingezahlte Kapital von 10.000,- EUR wieder zur Auszahlung kommt. Das sind fast 22 Jahre. Beginnt die Rente mit 67, so trägt der Versicherer tatsächlich erst ein Risiko des Alterns, wenn der Kunde 89 Jahre alt geworden ist! Umrechnungsfaktoren unter 40,- EUR führen zu teilweise absurden Überlebensnotwendigkeiten, um die Wette gegen das Ableben gegen den Versicherer zu “gewinnen”.

 

Lebenslange Rentenversprechen fühlen sich sicher an und strahlen Ruhe aus. Das kommt an. Ein guter Berater hinterfragt jedoch besser den Lebensplan seines Kunden und passt dann alle möglichen Lösungen diesen Informationen an. Wie immer gilt: Solange die Beratung vom Produktverkauf und Provisionen getrieben ist, wird sich vermutlich viel zu sehr mit dem Produkt und viel zu wenig mit dem Menschen beschäftigt. Alleine die Frage “Weshalb brauchst Du denn eine lebenslange Rente?” dürfte bei den meisten Menschen Stirnrunzeln oder Achselzucken auslösen. Aber wenn man nicht weiß, wozu man etwas wirklich braucht, wird es keine erfüllende Lösung mit innewohnender Zufriedenheit geben können. Das Produkt ist egal, wenn es keinen Grund für eine Entscheidung gibt. Und mal ganz ehrlich: Wenn die Versicherer schon mit wenigstens 22 Jahren Anlagedauer rechnen, was spricht dann noch gegen ein eigenes und selbstbestimmtes Portfolio aus Aktien und Anleihen sowie Cash, das über die relativ geringe Aktienquote durchaus sehr sicher gestaltet werden kann, ohne die Geschicke ein für allemal aus der eigenen in die Hand des Versicherers zu geben?


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